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Die
Hinrichtungsmaschine
Die Guillotine (HMLU 9450) wurde in drei noch
vorhandenen graugrünen Holzkisten transportiert und
konnte rasch montiert werden. Sie ist 393 cm hoch, am
Fuss 212 cm lang und 74 cm breit. Der Tisch liegt auf
einer Höhe von 97 cm, das Delinquentenbrett ist 120 cm
lang und 35 cm breit. Die Balken sind in
naturbehandelter Eiche gefertigt und dienen als Träger
für die Metallteile. Zur Guillotine gehört eine 189 cm
lange, 51 cm breite und 32 cm hohe Holzkiste, die auf
Holzrollen unter den Tisch geschoben werden konnte und
den Leichnam des Hingerichteten aufnahm. Mit einer
ebenfalls noch vorhandenen Tragbahre wurde diese Kiste
weggetragen.
Wann die Guillotine in der heutigen Form entstand, ist
nicht ganz klar, wahrscheinlich 1845, als sich das 1836
von Johann Bücheler gebaute Exemplar in unbrauchbarem
Zustande befand und von Escher-Wyss für Fr. 821.-
umfassend revidiert sowie im Holz wohl teilweise neu
fabriziert werden musste.Die deutlich repräsentativ
gebaute Maschine besteht aus dem von einem profilierten
Gebälk bekrönten Holzgerüst mit Aufzugsvorrichtung und
Gleitschienen für das Fallbeil, dem herunterklappbaren
Brett für den Verurteilten, Delinquentenbrett genannt,
dem Halsring, auch als Lünette bezeichnet, dem in zwei
Exemplaren vorhandenen Fallbeil und dem Fangkorb, der an
der Guillotine selbst nicht mehr vorhanden war und nun
rekonstruiert wurde.
Das dazugehörende detailreiche Instruktionsmodell (HMLU
2980) im Massstab 1:5 erklärt mit nummerierten Teilen
die Konstruktionsweise und ist hilfreich beim Aufrichten
der Guillotine. In Ergänzung zur eigentlichen Guillotine
enthält es auch noch das Podest mit dem Geländer sowie
die Treppe vom Gehniveau auf das "Schafott". In dieser
grossen Bühne mit aufwendig gearbeitetem Geländer ist
noch immer die uralte Idee des Zurschaustellens, des
Emporhebens des Hingerichteten präsent, denn man mass
der abschreckenden Wirkung der Todesstrafe eine grosse
Bedeutung bei. Das Schafott war 450 cm lang, 290 cm
breit und bis zum Bretterboden 170 cm hoch. Die
Hauptbalken massen 15x15 cm. Die von Altdorf, Zug und
Luzern überlieferten Fotos der Guillotine zeigen, dass
dieses Schafott im 20. Jahrhundert nicht mehr verwendet
und die Guillotine direkt auf den Boden gestellt worden
ist, weil die Hinrichtung nun nicht mehr öffentlich,
sondern im geschlossenen Raum stattzufinden hatte.
Theodor Mengis, der Scharfrichter aus Rheinfelden, der
seit 1879 und bis zu seinem Tod 1918 sämtliche in der
Schweiz gefällten Todesurteile vollzogen hat, schildert
den Hergang der Hinrichtung: "Der Delinquent wird von
den Gehülfen des Scharfrichters auf ein Brett geschnallt
und mit diesem, das Gesicht zur Erde gerichtet, in die
Lünette geschoben. Hierauf wird der obere Teil der
Lünette herunter gelassen, sodass mit dem Momente, da
dieser Teil in eine Feder einschnappt, der Hals des
Delinquenten fest umschlossen ist. Jetzt dreht der
Scharfrichter an einem hölzernen Knopf, und aus einer
Höhe von mehr als drei Metern saust das zentnerschwere
Beil hernieder, durchschlägt die Wirbelsäule und trennt
das Haupt vom Rumpf." |